Kritik von Mathias Hejny in der AZ vom 18.November 2019: „In seiner Uraufführungsinszenierung verwebt Kurt Bildstein die fiktive Popband mit authentischen Kunstäusserungen wie den Hitler-Gruß, der zu den Performances von Jonathan Meese gehört. Der Diskurs darüber, ob Künstler beunruhigen dürfen oder auf Funktion der Hofnarren beschränkt sind, gerät bei Bildstein mit seinem achtköpfigen Ensemble und den drei Musikern zu einem Happening.“
Das neue Stück des TITANIC-Autors Markus Riexinger (geboren 1981 in der bayerischen Hauptstadt, seit 2007 wohnhaft in Berlin) ist bereits sein zweiter Text, den er exklusiv für das FTM-Freies Theater München verfasst hat. Wie bereits in „JACKY“ (der FTM-Produktion von 2017) setzt sich Riexinger mit anarchischem Humor mit Menschenrechten, Neonazis, der Freiheit der Kunst und anderen Phänomenen auseinander, die er in einer wild durch die Zeiten (Gegenwart, Mittelalter, Zukunft) springenden Handlung am Beispiel einer Musikband behandelt.
Ausgehend von diesem Stück entwickelt Kurt Bildstein im Spannungsfeld von Ethik und Ästhetik sein neues Projekt „Pop Amok“. Sein Schwerpunkt liegt auf der Frage: Was ist heute überhaupt noch erlaubt? In der Kunst, in der akademischen Lehre, im Alltag? „Es gibt Beispiele, wo Jura-Studenten Vorlesungen über Themen wie Vergewaltigung, Literatur-Studenten Vorlesungen über Klassiker, wie z.B. Shakespeares ”Kaufmann von Venedig” (geschrieben zwischen 1596 und 1598), wegen Antisemitismus oder ”Titus Andronicus”, wegen Gewalt und Grausamkeit, ablehnen. Gewarnt wird vor ”Expliziter Sprache”, ”Sexuellen Situationen”, ”Erwachsenen-Humor und -Inhalten” etc… Nicht nur die ”Interact-Theatre-Company” in Philadelphia hat einen ”Safe Space” für ”Sensitive Guys” eingerichtet, die traumatische Theatererfahrungen dort diskutiert und anderweitig behandelt sehen können, sagt Kurt Bildstein. Und Bernd Graff fragte in der Süddeutschen Zeitung: „Es gibt jetzt eine Generation junger Erwachsener, die erwartet, vor jeglichem Unbehagen gewarnt oder geschützt zu werden. Was aber soll Kunst noch, wenn man von ihr nicht mehr überrascht werden darf?“ Kann der Künstler sich nur noch als Hofnarr frei äußern?