„Bildbeschreibung“ mit Texten aus „Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten“ von Heiner Müller.
Ingrid Seidenfaden schreibt am 22.07. in der AZ München:
Dem lauen Regen der zahllosen Münchner Privattheateraktivitäten stellen sich George Froscher und Kurt Bildstein mit dem jüngsten Projekt ihres Freien Theater München (FTM) entschlossen in die Quere. „Bildbeschreibung – Projekt mit Texten von Heiner Müller heißt die Aufführung, ein sperrig-schönes Environment im FTM-Probenraum.
Froscher minimalisiert den Komfort, macht alternatives Theater im Hinterhof, setzt sich ab vom kleinen „Kleintheater“ mit Bühnchen und Vorhang, das doch so gern ein größeres Theater wäre. Just so viele Stühle wie Zuschauer sind, stehen im Ereignisraum, das Publikum ist Teil des Ambientes. Und ein Programm mit Deut-Sätzen zum Dranfesthalten gibt’s auch nicht, der Zuschauer muß sich und seine Phantasie einbringen – oder eben nicht.
„Der Text beschreibt eine Landschaft jenseits des Todes“, sagt Müller zu seinem apokalyptischen Prosatext „Bildbeschreibung“. Bei Froscher ist diese Nicht-Welt der unseren ähnlich: Ein Glashaus in irrealem Licht wird von zwei Paaren umkreist/erobert. Zu Texten, die sich als Ton- und Livemontage verschränken, spielen die Paare in einem Raum, der an Robert Wilsons surreale Kunstwelten erinnert, die Obsessionen unseres täglichen Lebens: Liebe, Angst, Tod, Zerstörung.
Das sind Visionen (zugegeben, sie könnten ganz anders aussehen), die den Kern von Müllers Gegenwelt treffen. Zuweilen etwas zu nett, in der Regression auf Kindliches, Kinder-Singsang, freilich bös geriffelt. Aber wer mag die Grenze ziehen, wo es um Projektionen von Phantasie, von Halbbewußtem geht? (weitere Kritiken siehe unten)