Das «Jugendfestspieltreffen» findet jedes Jahr während der Bayreuther Festspiele statt. Musik-Studentinnen und -Studenten aus anderen europäischen Ländern – wichtig damals 1972 auch aus osteuropäischen Ländern – bekamen die Gelegenheit, während der Festspiele in der Richard-Wagner-Stadt zu sein. Für sie gab es ein großzügiges Kontingent von Freikarten. Diese künstlerischen Gäste, aus den verschiedensten europäischen Musikhochschulen, verpflichteten sich, während der Festspielzeit, Szenen, Auszüge, Fragmente etc… aus dem Werk Richard Wagners einzustudieren, die dann in Kirchen, Stadthallen, Turnhallen in Bayreuth und umliegender Ortschaften, meist konzertant, aufgeführt wurden.
Für diejenigen, für die man keinen Job gefunden hatte, wurde dann 1972, die Idee ein Theaterstück zu inszenieren, erfunden. Da das FTM wohl schon durch seine Workshops den Ruf hatte in kurzer Zeit eine homogene Gruppe aufzubauen zu können, kam Herr Barth, damals Leiter des Jugendfestspieltreffens nach München, stieg im «Blauen Bock» am Viktualienmarkt ab und fragte George und mich, ob wir das versuchen wollten. Wir sagten zu, machten einen Workshop mit den ”Joblosen” und erarbeiteten mit ihnen einige Abenteuer aus «CANDIDE oder Die Beste aller Welten» (Novelle von Voltaire).
An einem probenfreien Tag, fuhren wir mit David und seinem Freund, beide Opernaficionados und Wagnerfans aus London und beide Hauptdarsteller in unserer mehrsprachigen Aufführung «CANDIDE», bei schönstem Wetter, in ein wunderschönes parkähnliches Freibad in der Nähe. Wir badeten und unterhielten uns. Plötzlich ein Schrei aus Davids Mund. Er hatte etwas Unglaubliches gesehen. Wir schauten ihn fragend an. Er war fast ein wenig verstört als er, zwischen Stöhnen und Flüstern, herausbrachte: „WOTAN in Badehose“ !! Der Grund seines Aufschreies war – Sir Donald McIntyre, der große Opernstar. In London, wo er an der Oper, mit viel Glück die Gelegenheit bekommen hatte, ein studentisches Assistenz-Praktikum zu absolvieren, hatte er ihn nur als ganz großen Star kennengelernt.